Für Unternehmen

Fachkräfte: Unzufrieden mit dem Gehalt und bevorstehende Lohntransparenz - geht das gut?

Geschäftspartner:innen diskutieren über Geschäftspapieren
© insta_photos/AdobeStock

Köln, 15. August 2023

Laut einer aktuellen Studie des Jobportals meinestadt.de fühlen sich 46 % der befragten Fachkräfte mit Berufsausbildung nicht angemessen bezahlt. Knapp jede vierte Fachkraft würde bereits für 10 % mehr Gehalt den Arbeitgeber wechseln. Mit der Umsetzung der im Frühjahr verabschiedeten EU-Richtlinie zur Lohntransparenz dürfte damit eine neue Dynamik auf dem Arbeitsmarkt entstehen, auf die sich Arbeitgeber vorbereiten sollten.

Für die repräsentative Studie hat meinestadt.de zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Bilendi im Juli insgesamt 3.000 nicht-akademische Fachkräfte mit Berufsausbildung im Alter zwischen 18-64 Jahren online befragt.

Pflege- und Logistik-Fachkräfte am unzufriedensten mit Gehalt

"Bist du der Meinung, für deine Arbeit angemessen bezahlt zu werden?"
Branchenübergreifend sagen 46,3 % nein, 45,4 % ja und 8,2 % haben keine Meinung dazu. Besonders unzufrieden sind Fachkräfte in der Pflege (63,0 %) und der Logistik (51,1 %), am zufriedensten sind Mitarbeitende im öffentlichen Sektor (35,8 %). Männliche Fachkräfte scheinen etwas zufriedener mit ihrem Gehalt als weibliche Fachkräfte: 50,4 % der Männer fühlen sich angemessen bezahlt, während es bei den Frauen nur 41,6 % sind.

10 % mehr Gehalt? Jede vierte Fachkraft würde wechseln

Auf die Unzufriedenheit mit dem eigenen Gehalt trifft eine relativ hohe Wechselbereitschaft der Fachkräfte. Auf die Frage, ob sie in drei Jahren noch beabsichtigen, bei ihrer jetzigen Firma beschäftigt zu sein, stimmen nur 46,1 % voll zu. Der Wettbewerb um Fachkräfte wird dabei auch über das Gehalt geführt: Fast jede vierte Fachkraft (22,8 %) würde für 10 % mehr Lohn zu einem anderen Arbeitgeber wechseln. Für mehr als die Hälfte bedarf es allerdings schon einer Gehaltssteigerung von mindestens 20 % oder mehr als Anreiz. 24,4 % würden ihren Arbeitgeber gar nicht für mehr Gehalt wechseln.

Zugpferd Vier-Tage-Woche

Gehalt ist jedoch nicht der einzige Treiber für den Jobwechsel. Auch die Work-Life-Balance und die Aussicht auf mehr Freizeit spielen eine große Rolle: 61,1 % der Vollzeit-Fachkräfte würden dem aktuellen Arbeitgeber für eine Vier-Tage-Woche den Rücken kehren.

Was halten Fachkräfte von Gehaltstransparenz im Unternehmen

Wegen der aktuellen Entgeldtransparenzrichtlinie der EU sind deutsche Unternehmen gefordert, innerhalb von zwei Jahren für mehr Gehaltstransparenz zu sorgen. “Stell dir vor, dein Arbeitgeber plant, alle Gehälter in deinem Unternehmen offenzulegen. Wie fändest du das?” 64,5 % der Befragten fänden das gut, 35,5 % dagegen nicht. Hier ein paar ausgewählte Freitextantworten der Fachkräfte:

Gründe für Gehaltstransparenz:

  • “Transparenz bringt Konkurrenz und das belebt das Geschäft”
  • “Sorgt für gerechte Bezahlung”
  • “Dann kann jede:r sehen, was für das entsprechende Gehalt geleistet werden muss”
  • “Transparenz würde die Löhne steigern”
  • “Dann wäre das Rätselraten und das Geflüstere weg”
  • “So steigt der Druck auf den Arbeitgeber, gleichwertige Tätigkeiten gleich zu bezahlen”
  • “Damit man besser verhandeln kann”
  • “Dann würden endlich Gespräche in Gang kommen. Bisher ist es nur die junge Generation, die offen darüber spricht”
  • “Hilft Ungerechtigkeit zu vermindern und schafft Vertrauen ins Unternehmen”

Gründe gegen Gehaltstransparenz:

  • “Fördert Neid und Mißgunst”
  • “Es geht niemanden was an, was ich verdiene”
  • “Es wird ein Konkurrenzverhalten aufgebaut, wofür der gut bezahlte Mitarbeiter nichts kann, nur der Arbeitgeber.”
  • “Es muss jeder selbst entscheiden können, ob er es mitteilt oder nicht."
  • “Kann zu Unruhe führen.”
  • “Neid, würde den Unternehmensfrieden stören.”
  • “Mir ist es egal, was andere verdienen. Ich will dafür bezahlt werden, was ich kann bzw. mache.”
  • “Datenschutz”
  • “Über Geld spricht man nicht”

Gehaltstransparenz heizt Dynamik am Arbeitsmarkt an

“Vor dem Hintergrund, dass sich fast die Hälfte der Fachkräfte nicht angemessen bezahlt fühlt, birgt die bevorstehende Gehaltstransparenz ein gewisses Risiko für Arbeitgeber, auf das sie sich einstellen sollten”, sagt Mark Hoffmann, CEO von meinestadt.de. “Das betrifft sowohl den Umgang damit im eigenen Betrieb als auch eine mögliche Wechselbereitschaft der Mitarbeitenden, wenn sie woanders ein attraktiveres Gehalt erwarten können.”

Über meinestadt.de

Bei meinestadt.de finden Nutzer:innen lokale Informationen und Angebote rund um Jobs, Immobilien, Auto und Freizeit gebündelt für jeden Ort in Deutschland. Seit Gründung 1996 ist meinestadt.de für Suchende und Anbietende in allen 11.000 Städten und Gemeinden das “Eingangsportal” ins Internet. Das Unternehmen beschäftigt über 200 Mitarbeiter:innen am Hauptsitz in Köln sowie deutschlandweit. Als Teil von Axel Springer gehört meinestadt.de zu einem der größten Digitalverlage Europas. Mehr unter www.meinestadt.de.