Für Unternehmen

Fachkräfte: Unsicherheit bei KI, aber wenig Angst vor Jobverlust

Junge Frau in Warnweste betrachtet grübelnd ein Tablet
© dusanpetkovic1/AdobeStock

Köln, 29.11.2023

Die Mehrheit der nicht-akademischen Fachkräfte hat diffuse Ängste vor dem Vormarsch der Künstlichen Intelligenz. Um ihre Jobs fürchtet die Mehrheit der Logistiker:innen, Pflegenden und Verkäufer:innen jedoch nicht. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Studie von meinestadt.de. Für die Befragung hat das Marktforschungsinstitut Bilendi im August 2023 eine Online-Umfrage unter 3.000 Fachkräften mit Berufsausbildung durchgeführt.

Großteil hat kaum Erfahrungen mit KI

Die Mehrheit der nicht-akademischen Fachkräfte ist mit der praktischen Anwendung Künstlicher Intelligenz bislang nicht allzu vertraut: 6,6 % von ihnen haben noch nie etwas von KI gehört, die Mehrheit von 61,2 % hat zwar eine Vorstellung davon, was sich hinter den zwei Buchstaben verbirgt, aber keine Erfahrung in der praktischen Anwendung – etwa von ChatGPT. Immerhin rund ein Drittel (32,2 %) hat schon einmal selbst KI-Anwendungen genutzt.

Das allgemeine Unbehagen vor Künstlicher Intelligenz ist unter Fachkräften weit verbreitet. „Die allgemeine Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz macht mir Angst.“ 53,6 % stimmen der Aussage zu, bei 46,4 % ist das nicht der Fall. Einer dieser Fachkräfte meint: „Ich glaube, dass KI unser Leben chilliger macht und wir ausgeglichener werden“, ein anderer schreibt: „Sie bringt uns weiter und erleichtert Arbeiten und Leben.“

Diejenigen, die das Thema KI mit Angst verbinden, führen dafür verschiedene Gründe an:

  • „Weil man nicht mehr unterscheiden kann, was wahr ist.“
  • „Maschinen könnten die Macht übernehmen.“
  • „Explodierende Entwicklung in Kombination mit unklaren oder gar keinen Regelungen.“
  • „Es ist schwierig, die Folgewirkungen abzuschätzen.“
  • „Wir müssen aufpassen, dass es nicht außer Kontrolle gerät.“

Einige Fachkräfte bringen in den Kommentarfeldern zudem einen möglichen Verlust von Jobs zur Sprache. Das Thema dominiert die KI-Angst in den Kommentaren allerdings nicht.

Kein starker Einfluss auf den Arbeitsalltag

Nur eine kleine Minderheit von 7,5 % glaubt, dass KI den eigenen Arbeitsalltag künftig „sehr stark“ beeinflussen wird. Weitere 33,7 % gehen von einem „eher starken“ Einfluss aus. Doch ist die Mehrheit von 58,8 % davon überzeugt, dass KI den eigenen Job „eher wenig“ oder „gar nicht“ beeinflussen wird.

Keine Angst vor Jobverlust

Ein klassisches KI-Horrorszenario wird von der Mehrheit der Fachkräfte nicht geteilt: der Verlust traditioneller Jobs. Nur 20,2 % rechnen damit, dass KI die eigenen Tätigkeiten „irgendwann vollständig“ ersetzen wird. 29,6 % meinen, dass die Technologie den eigenen Marktwert senken wird. Die Mehrheit der Fachkräfte hat also keine Angst, irgendwann zu einer „nutzlosen Klasse“ (so der Historiker Yuval Noah Harari) von strukturell Unbeschäftigten zu gehören. Umgekehrt sind sie aber auch nicht optimistisch im Hinblick auf die Auswirkung von KI auf den eigenen Job: nur 29,6 % glauben, dass KI die eigene Arbeit „interessanter“ machen wird und nur 25,9 %, dass dadurch „mehr Raum für Kreativität“ entsteht.

Mehr Angst in Logistik und Verkauf

In der Logistik (29,4 %) und im Verkauf (29,0 %) ist der Anteil der Fachkräfte, die damit rechnen, dass KI die eigenen Tätigkeiten irgendwann vollständig ersetzen wird, besonders hoch. Eher niedrig ist er in der Pflege (11,1 %) sowie im Handwerk (17,7 %). Jüngere Fachkräfte im Alter von 18-24 Jahren (27,4 %) rechnen eher damit, dass ihr Job durch KI ersetzt wird, als Ältere über 55 Jahre (14,4 %).

KI im Job: Schulungsangebote bleiben aus

61 % haben keine konkrete Vorstellung davon, wie KI zukünftig in ihrem Job eingesetzt werden könnte. Ebenso viele (61 %) verfügen ihrer Einschätzung nach auch nicht über die Fähigkeit, KI im eigenen Job einzusetzen. Nur jeder Vierte (26,4 %) erhält KI-Schulungsangebote vom Arbeitgeber. Nur vier von zehn Fachkräften (41,7 %) betrachten den eigenen Arbeitgeber als offen für die Nutzung von KI.

KI im Recruiting: schneller, aber nicht fairer

Im Hinblick auf die Wirkung des Einsatzes von KI im Recruiting sind die meisten Fachkräfte skeptisch. 80,0 % sind überzeugt, dass er dazu führt, dass Arbeitgeber „mehr nach Fakten“ und „weniger nach persönlichem Eindruck“ einstellen, was offensichtlich nicht alle positiv bewerten. Denn 57,3% glauben nicht, dass KI das Auswahlverfahren für Bewerbende „fairer“ macht. Allerdings trauen 67,7% KI zu, Bewerbungsverfahren zu beschleunigen.

KI kein Ersatz für menschliche Interaktion

Die Akzeptanz des Einsatzes von KI in Recruitingverfahren ist immer dann groß, wenn KI eine Hilfsfunktion erfüllt, ohne menschliche Entscheidungsprozesse und menschliche Arbeit vollständig zu ersetzen. 79,4% haben kein Problem damit, wenn KI für das Verfassen von Stellenanzeigen benutzt wird. 54,1% finden es denkbar, wenn KI bei der Auswahl von Kandidaten unterstützt. Das ist immer noch eine Mehrheit, diese ist aber deutlich knapper. Wenn KI in Form von Chatbots Vorstellungsgespräche mit Bewerbenden führen würde, sinkt die Akzeptanz dafür auf 34,0%.

Wunsch nach Transparenz

Eine Mehrheit der Bewerbenden wünscht sich einen Hinweis darauf, wenn Arbeitgeber in Bewerbungsverfahren KI einsetzen. 42,1% reicht ein allgemeiner Hinweis, 38,5% möchten genau wissen, an welcher Stelle KI zum Einsatz kommt. Nur jeder fünften Fachkraft (19,4%) ist es egal, wenn Arbeitgeber KI in Bewerbungsverfahren einsetzen.

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