Für Unternehmen

Teilzeitarbeit: Hoher Frauenanteil, hohe gesundheitliche Belastung

Mutter mit Kind im Homeoffice.
© Adobe Stock / likoper

Köln, 08.03.2023

Deutschland weist mit 28 % die viertgrößte Teilzeitquote in der EU auf ¹. Und Teilzeit ist nach wie vor weiblich – knapp 8 von 10 Teilzeitbeschäftigten sind Frauen ². Eine aktuelle Studie des Jobportals meinestadt.de zeigt nun: Im Vergleich zu Vollzeitbeschäftigten fühlen sich Teilzeitmitarbeitende gesundheitlich besonders belastet. Und das liegt sehr wahrscheinlich auch an der Doppelbelastung von Beruf und Care Arbeit.

Für die repräsentative, branchenübergreifende Studie hat meinestadt.de über das Marktforschungsinstitut Bilendi insgesamt 3.000 Fachkräfte mit Berufsausbildung in Voll- und Teilzeit im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt.

Teilzeitbeschäftigte gesundheitlich mehr belastet als Vollzeitbeschäftigte

54,1 % der Vollzeit-Beschäftigten schätzen den eigenen Gesundheitszustand als „sehr gut“ oder „gut“ ein, bei den Teilzeitkräften sind es 44,6 %. Jede fünfte in Teilzeit arbeitende Fachkraft sieht den eigenen Gesundheitszustand als „weniger gut“ oder „schlecht“ an – bei den Vollzeitkräften hingegen ist es nur jede sechste. Bei mehr als einem Drittel der Teilzeitbeschäftigten ist die Arbeitssituation ausschlaggebend für die gesundheitliche Belastung: 38,5 % fühlen sich durch ihre Arbeit ziemlich und sehr belastet. Zu den wesentlichen Belastungsfaktoren zählen psychische Anstrengung (53,3 %), Termindruck und Zeitmangel (41,8 %) und Mehrarbeit/Überstunden (34,4 %).

Weiterer Belastungsfaktor: die Auswirkungen des Fachkräftemangels

Der Fachkräftemangel ist bei den Fachkräften selbst angekommen. 61,2 % der Teilzeitkräfte geben an, bereits negative Auswirkungen im Arbeitsalltag zu spüren: Mehr als ein Viertel der Teilzeitkräfte (26,1 %) macht Überstunden, weil es an Personal fehlt. Bei 29,8 % hat sich die Arbeitszeit verdichtet, sie müssen mehr in der gleichen Zeit arbeiten. 5,3 % geben an, dass ihr Unternehmen aufgrund fehlenden Personals bestimmte Leistungen nicht mehr anbieten kann.

Doppelbelastung durch Beruf und Care Arbeit

Hängt die gesundheitliche Belastung auch mit der Doppelbelastung von Beruf und Care Arbeit zusammen? Offizielle Zahlen deuten darauf hin: Laut Statistischem Bundesamt arbeiten 66 % der erwerbstätigen Mütter in Teilzeit – bei den Männern sind es nur 7 % ³.

Frauen arbeiten häufig in durch die Corona-Krise belasteten Berufsbereichen

“Inwieweit hat sich die gesundheitliche Belastung durch deine Arbeitssituation seit der Coronapandemie Anfang 2020 erhöht?” 36,7 % der Teilzeitkräfte antworten hier mit ziemlich oder sehr erhöht, bei den Vollzeitkräften hingegen sind es nur 31,7 %. Auch hier drängt sich der Zusammenhang von Teilzeit und weiblich dominierten Berufen auf: Laut Statistischem Bundesamt sind in medizinischen Gesundheitsberufen nahezu vier von fünf Erwerbstätigen weiblich. In sozialen Berufen wie dem Erziehungsbereich liegt der Frauenanteil bei knapp 84 %, im Verkauf sind es 70 %. Allesamt Berufsgruppen, die während der Corona-Pandemie besonders belastet waren.

Teilzeitkräfte fühlen sich bei Digitalisierung und Weiterbildung zurückgelassen

21,6 % der Vollzeitkräfte schätzen die eigenen Digitalisierungskompetenzen als „sehr hoch“ ein, weitere 58,3 % als „eher hoch“. Teilzeitkräfte sind skeptischer: Hier geben nur 12,6 % „sehr hoch“ an. Zugleich bescheinigen beide Gruppen ihren Betrieben Defizite im Hinblick auf die Digitalisierung. Der erhoffte Digitalisierungsschub durch die Coronapandemie ist laut Einschätzung der Fachkräfte nicht mal in jedem zweiten Betrieb angekommen. Zudem unterstützt nur eine Minderheit der Arbeitgeber ihre Angestellten dabei, bei den immer digitaler werdenden Prozessen mithalten zu können. Nur 43,9 % der Teilzeitkräfte kommen regelmäßig in den Genuss betrieblicher Weiterbildungsangebote im Hinblick auf die Digitalisierung, bei den Vollzeitkräften sind es 55,8 %. Die Mehrheit der Teilzeitkräfte – darunter überwiegend Frauen – wird also nicht regelmäßig weitergebildet. Die entstehende Kompetenzlücke ist fatal, angesichts vieler Berufsprofile, die zukünftig immer digitaler werden.

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