Bossing – Auf der Abschussliste der Führungskraft

In 38,2 % der Mobbing-Fälle in Unternehmen ist der Kopf des Unternehmens beteiligt. Das geht aus einer Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hervor. Es gibt viele verschiedene Erscheinungsbilder von Mobbing. Besonders schlimm wird es, wenn die Schikane von den eigenen Vorgesetzten ausgeht. Diese Variante wird auch Bossing genannt

Mann wird von seinem Chef schikaniert
© AdobeStock/fizkes

In aller Kürze

  • Bossing = Mitarbeiter:in wird von der Führungskraft schikaniert.

  • Häufiges Motiv: Neid und Missgunst.

  • Eine Beispiel-Handlung wäre, dass deine Führungskraft dir wichtige Projekte entzieht.

Die Definition von Bossing: Was ist Bossing genau?

Meist geht Mobbing von der Kollegschaft aus, nicht selten aber greift die Firmenleitung ein. Beim Bossing werden Mitarbeiter:innen von Vorgesetzten und/oder der Personalleitung systematisch aus dem Betrieb vergrault. Hierbei werden diese in die soziale Isolation gedrängt und eingeschüchtert bis sie von sich aus das Handtuch werfen.

Zu den häufigen Motiven für Bossing zählen:

  • Die Arbeitskraft genießt Kündigungsschutz und kann nur unter Schwierigkeiten entlassen werden.
  • Neid und Missgunst
  • Antipathie
  • Unsicherheit und Ängste
  • Mögliche Konkurrent:innen sollen ausgeschaltet werden.
  • Von eigenen Fehlern ablenken

Ein weiterer Grund kann der Personalabbau sein – Mitarbeiter:innen sollen den Betrieb verlassen, können aber nicht regulär gekündigt werden.

Achtung!

Kleine und seltsame Vorkommnisse können der Beginn des Bossings sein. Aus heimlichen Intrigen wird irgendwann ein offener Angriff. Es kommen Gerüchte ins Spiel und Beleidigungen sind an der Tagesordnung.

Woran erkenne ich Bossing?

Du bemerkst eine komische Stimmung zwischen dir und deiner Führungskraft? Mitarbeiter:innen tuscheln hinter deinem Rücken oder dir werden Aufgaben entzogen? An diesen Beispiel-Handlungen lässt sich Bossing erkennen:

  • Du wirst ausgegrenzt und nicht mehr zu Meetings eingeladen.
  • Wichtige Informationen gehen an dir vorbei oder werden dir vorenthalten.
  • Du wirst vor deinen Kolleg:innen niedergemacht oder sogar beleidigt.
  • Die Führungskraft lässt sich nicht mehr auf ein echtes Gespräch mit dir ein.
  • Dir werden Fehler angelastet, die du nicht zu verantworten hast.
  • Du musst Aufgaben erledigen, die sinnlos sind.
  • Dir werden Projekte entzogen.
Mann sitzt niedergeschlagen am Schreibtisch
© AdobeStock/deagreez

Warum Bossing?

Schikane kommt meistens von Menschen, die selbst einen Mangel an Selbstbewusstsein haben oder unsicher sind. Mitarbeiter:innen, die kompetenter oder selbstbewusster wirken, stellen somit automatisch eine Bedrohung dar. Durch regelmäßiges Benachteiligen oder Trizen gleicht die Führungskraft ihre wirkliche oder eingebildete Minderwertigkeit aus. Das Ziel ist es, die eigene Unsicherheit zu vertuschen und sich selbst im Vergleich besser dastehen zu lassen. Bossing hängt oft mit beruflicher oder persönlicher Unreife zusammen.

Die Folgen von Bossing

Bossing kann für die Opfer extreme Folgen haben. Die tagtägliche psychische Belastung kann demnach zu einem Burnout, Depressionen oder sogar Selbstmordversuchen führen.

  • Traurigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Antriebslosigkeit
  • Selbstkritik
  • Innere Unruhe
  • Aggressionen
  • Schlaflosigkeit
  • Reizbarkeit


Häufig rauchen Bossing-Opfer mehr und konsumieren mehr Alkohol. Nicht selten kommt es zu stressbedingten Symptomen wie Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder Augenzucken.

Mein:e Chef:in schikaniert mich – Was soll ich tun?

Der erste Schritt ist zunächst einmal ein Gespräch mit deiner Führungskraft. Eventuell handelt es sich um Missverständnisse. Oft weiß sie nicht, wie sehr dich ihre Taten und Worte verletzen, denn die subjektive Empfindung spielt hier eine große Rolle. Wichtig ist hier, dass du dich vorher auf das Gespräch vorbereitest, indem du konkrete Situationen sammelst. Sprichst du das Thema nur generell an, kann kann dein:e Vorgesetzte:r hier einfach abwinken. Gibt es mehrere Situationen, wird Runterspielen schwieriger.

Sollte es sich wirklich um Bossing handeln, ist das Gespräch ebenfalls nützlich. Du beweist hiermit Stärke und zeigst der Führungskraft die Grenzen. Mobbende Leitungspersonen haben oft ein Persönlichkeitsproblem und werden durch eine Ansage wachgerüttelt.

Und wenn das nicht hilft?

Wenn sich dein:e Chef:in auch dann nicht zur Vernunft bringen lässt, kannst du weitere Maßnahmen einleiten. Wende dich an die Personalabteilung, den Betriebsrat oder auch an die Unternehmensleitung. Du benötigst dann allerdings Beweise, die die Handlungen deiner Führungskraft belegen:

  • Fotos
  • E-Mails
  • Dein Bossing-Tagebuch
  • Zeug:innen


Ein oder zwei Ausraster reichen hierbei nicht aus. Auch wenn es belastend ist, musst du erst eine Weile aushalten und beobachten, bevor du der Führungskraft das Bossing nachweisen kannst.

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Häufige Fragen schnell beantwortet

Bossing ist eine spezielle Form des Mobbings, bei der die schikanösen Attacken von Vorgesetzten ausgehen und einen oder mehrere Mitarbeiter:innen treffen. Im Gegensatz zu Mobbing, bei dem die Betroffenen auf Hilfe von der Führungskraft hoffen können, fehlt beim Bossing diese Anlaufstelle, da die Taten von der Führungskraft selbst ausgehen.
Anzeichen für Bossing können auf der Arbeitsebene und der persönlichen Ebene auftreten. Auf der Arbeitsebene kann die Führungskraft sinnlose oder nicht zu bewältigende Tätigkeiten anordnen oder Arbeitsergebnisse manipulieren. Auf der persönlichen Ebene können Mitarbeiter:innen vom Team ausgeschlossen oder von der Führungsperson verleumdet werden.
Es gibt mehrere Schritte, die man gegen Bossing unternehmen kann. Dazu gehören das Gespräch mit der Führungskraft suchen, Beweise für die Bossing-Attacken sammeln, sich an höhere Stellen im Unternehmen wenden und eventuell den Job wechseln.
Ja, Bossing ist strafbar, allerdings gibt es keinen speziellen Straftatbestand, der schikanöses Verhalten durch Vorgesetzte generell bestraft.

Handelt es sich um eine Diskriminierung aufgrund deines Geschlechts, deiner Religion oder sexuellen Identität, so verstößt die Führungskraft gegen das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und macht sich damit strafbar.
Die psychischen Folgen von Bossing können gravierend sein und reichen von einer massiven Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls bis hin zu ernsten psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder einem Burnout.

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