Was ist Zeitarbeit? – Zwischen Erfahrungen und Übernahme

Zeitarbeit – eine Arbeitsform, die längst nicht mehr nur eine Arbeitnehmerüberlassung ist. Erfahre in unserem Ratgeber, was Zeitarbeit genau bedeutet, für wen die Art von Tätigkeit interessant ist und welche Chancen dir dadurch im Arbeitsmarkt geboten werden.

Illustration Zeitarbeit - Person steht vor vielen Uhren

In aller Kürze

  • Du kannst Berufserfahrungen in verschiedenen Betrieben sammeln.

  • Nach 1 1/2 Jahren bekommst du eine Anschlusstätigkeit oder hast die Chance auf eine Ãœbernahme.

  • Du hast dieselben Rechte und Pflichten wie andere Arbeitnehmer:innen.

  • Du hast Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn.

Was ist Zeitarbeit überhaupt?

Stell’ dir das so vor:

Manfred ist bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt, die sich auf die Logistikbranche spezialisiert. Ein großes Logistikunternehmen sucht in der Vorweihnachtszeit dringend Unterstützung.
Die Zeitarbeitsfirma verleiht Manfred an dieses Unternehmen – dort macht er für eine bestimmte Zeit seinen Job. Die Bezahlung erfolgt über die Zeitarbeitsfirma, da die sein eigentlicher Arbeitgeber ist. Seine Tätigkeit führt er jedoch in dem sogenannten Entleiher-Unternehmen – der Logistikfirma – aus.

Das bedeutet also:

Zeitarbeit ist eine Arbeitsform, die aus drei Parteien besteht: dem Arbeitnehmer:innen (Zeitarbeitskräfte), dem Arbeitgeber (Zeitarbeitsfirma) und dem Entleiher, also dem Unternehmen, in dem du als Zeitarbeitnehmer:in arbeitest.
In diesem Dreiecksverhältnis bewirbt sich der:die Arbeitnehmer:in bei einer Zeitarbeitsfirma. Diese Zeitarbeitsfirma, auch Personaldienstleister genannt, schaut nach einem passenden Job für den:die Zeitarbeitnehmer:in. Gibt es eine passende Beschäftigung in einem Unternehmen, so wird ein:e qualifizierter Zeitarbeitnehmer:in dorthin verliehen. Eine genauere Beschreibung des Prozesses findest hier.

Die drei Parteien

Diese Person hat einen festen Arbeitsvertrag mit dem Personaldienstleister (Zeitarbeitsfirma). In der Regel gelten für Arbeit in Zeitarbeit die gleichen Rechte und Pflichten wie für jede:n andere:n Arbeitnehmer:in. Der Unterschied liegt nur darin, dass du als Zeitarbeitnehmer:in nicht direkt bei deinem Arbeitgeber angestellt bist, sondern in verschiedene Unternehmen und Firmen geschickt wirst, um dort deine Arbeit auszuführen.
Das ist der Arbeitgeber (Personaldienstleister), bei dem der Zeitarbeitnehmer gemeldet ist. Diese sucht nach passenden Tätigkeiten für die zahlreichen Zeitarbeitnehmer. Als Arbeitgeberin ist die Zeitarbeitsfirma auch für die Lohnauszahlung und weitere Personalthemen wie Qualifizierungen und Weiterbildungen verantwortlich.
Das Unternehmen, in dem du als Zeitarbeitnehmerin arbeitest. Das Unternehmen meldet sich also als Kunde bei der Zeitarbeitsfirma und bittet um Unterstützung. Wenn du als Zeitarbeitnehmer:in in diesem Unternehmen arbeitest, hast du natürlich den Angaben deines dortigen Vorgesetzten Folge zu leisten. Die Entleiher-Firma zahlt für deinen Einsatz eine Vergütung an den Personaldienstleister. Davon erhältst du dann deine Lohnauszahlung.

Wusstest du schon dass...

  • ... mehr als 40% der Zeitarbeitskräfte länger als ein Jahr beim Entleiher beschäftigt sind?
  • ...2,3% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Zeitarbeitskräfte sind?
  • ... etwa 40% der Zeitarbeitskräfte vor der Tätigkeit bis zu einem Jahr lang unbeschäftigt waren?
Zeitarbeit: Lagerarbeiter vor großem Paket-Regal
© standret/AdobeStock

Für wen ist Zeitarbeit interessant?

Zeitarbeit bietet unterschiedlichen Menschen eine neue Perspektive im Berufsleben. Egal ob du Berufsanfänger:in bist, leider gerade deinen Job verloren hast oder dir bestimmte Qualifizierungen für eine Tätigkeit fehlen: Als Zeitarbeitskraft kannst du Berufserfahrung sammeln und verschiedene Branchen kennenlernen.
Auch für Personen mit Migrationshintergrund bietet diese Arbeitsform große Chancen. Wenn man gerade mal ein paar Monate in Deutschland lebt, ist es oft schwierig, direkt einen Job zu finden, der den Qualifizierungen und Abschlüssen entspricht. Denn leider ist es oft der Fall, dass im Ausland erworbene Abschlüsse nicht sofort anerkannt werden können. Die Zeitarbeit bietet einem die Chance, sich im Arbeitsmarkt zu etablieren und vorhandene Fähigkeiten und Kenntnisse unter Beweis zu stellen.

Als Zeitarbeitskraft kannst du:

  • Berufserfahrung sammeln,
  • deine Fähigkeiten und Qualifikationen unter Beweis stellen,
  • dich umorientieren und in verschiedene Branchen reinschnuppern,
  • nach längerer Pause einfacher in die Berufswelt einsteigen,
  • dein Netzwerk erweitern.

Wie funktioniert Zeitarbeit?

  • Als Arbeitssuchende:r meldest du dich bei einem Personaldienstleister, um dich zu bewerben. Recherchiere dabei vorab, welche Personaldienstleister sich auf welche Branchen spezialisieren. Für die Bewerbung reichen die klassischen Bewerbungsunterlagen, wenn nicht sogar nur der Lebenslauf aus. Der Arbeitgeber hat eine Ãœbersicht über deine Kenntnisse und Fähigkeiten und kann nach passenden Unternehmen schauen.
  • Wenn du für eine oder mehrere Entleiher-Firmen in Frage kommst, wirst du vom Personaldienstleister zum ersten Gespräch eingeladen.
  • Wenn du überzeugst, wirst du häufig zu einem Vorstellungsgespräch in der Zeitarbeitsfirma eingeladen.
  • Passt du zu der Stelle und kannst du im Gespräch überzeugen, wird ein Vertrag mit dem Personaldienstleister, also deinem Arbeitgeber geschlossen und du startest deine Tätigkeit in der Entleiher-Firma. Wenn der Entleiher sich für eine:n andere:n Kandidat:in entscheidet, schaut der Personaldienstleister nach einem neuen Jobangebot für dich.
Du bist auf der Suche nach einer Stelle?

Dann finde jetzt die passende Stelle über eine Zeitarbeitsfirma.

Gib einfach deinen Ort oder deine Stadt ein und finde Zeitarbeit-Jobs in deiner Nähe.

Für welche Unternehmen ist Zeitarbeit eine Option?

Auch wenn die Mehrheit der Zeitarbeits-Unternehmen in der Logistik vertreten sind, so ist Zeitarbeit schon lange keine Arbeitsform mehr für nur eine spezifische Branche. Mittlerweile ist Zeitarbeit branchenübergreifend vertreten.

Gründe, um sich als Unternehmen bei Personaldienstleistern zu melden, können folgende sein:

  • Personalmangel aufgrund von Urlaubsphasen, Elternzeit oder einer längeren Krankheitswelle,
  • neue Projekte, für die ein spezifisches Wissen benötigt wird,
  • große, saisonale Produktionen oder Projektarbeit, für die mehr Kapazität als sonst nötig ist.

§ Rechtliches

Wenn du als Arbeitnehmerin bei einer Zeitarbeitsfirma eingestellt bist, hast du dieselben Pflichten wie alle anderen Arbeitnehmer auch. Damit sind vor allem Urlaubsansprüche, Lohnfortzahlungen bei Krankheit etc. gemeint. Dennoch gibt es ein paar Rechte und Pflichten, die zusätzlich gelten. Diese haben wir hier für dich zusammengefasst:

Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) regelt die Arbeitnehmerüberlassung. Seit 2017 gilt, dass du als Zeitarbeitskraft nicht länger als 18 Monate beim selben Entleiher tätig sein dürfen. (§ 1 Absatz 1b Sätze 1 bis 3 AÜG.)

Das heißt also, dass die Zeitarbeitsfirma nach 1 ½ Jahren nach einer Anschlussbeschäftigung für dich suchen muss, sofern du nicht vom Verleiher übernommen wirst.

Auch in der Zeitarbeit gilt der Mindestlohn von 12,00 €, der eingehalten werden muss. Führst du als Zeitarbeitskraft eine Arbeit aus, die in den Geltungsbereich eines geltenden Tarifvertrages fällt, hast du sogar Anspruch auf Zahlung des Branchenmindestlohns sowie sonstige gleiche Arbeitsbedingungen.

Vor- und Nachteile

Vorteile

  • Sprungbrett für Arbeitssuchende
  • Chance auf Ãœbernahme ist vorhanden
  • Berufseinsteiger:innen können verschiedene Erfahrungen sammeln
  • Kontakte zu bekannten Firmen knüpfen und Netzwerk erweitern
  • Gleicher Mindestlohn wie für alle Arbeitnehmer:innen.
  • Anspruch auf Branchenmindestlohn bei Tätigkeiten im Geltungsbereich eines Tarifvertrages

Nachteile

  • Wenig Plansicherheit: Die neue Firma ist nicht immer in der Nähe
  • Unruhe durch sich wiederholendem Jobwechsel (Je nachdem, wie lange du für eine Tätigkeit eingesetzt wirst)
  • Finanzielle Unsicherheit: Nicht immer ist sicher, ob du eine Anschlussbeschäftigung bekommst

Häufige Fragen schnell erklärt:

Von Arbeitnehmerüberlassung spricht man, wenn Arbeitnehmer:innen zeit­lich be­grenz­t an ei­nen an­de­ren Ar­beit­ge­ber entliehen werden. Man nennt dies auch Zeitarbeit oder Leiharbeit.
Als Zeitarbeitnehmer:in bist du bei der Zeitarbeitsfirma angestellt. Diese entsendet dich zeitlich befristet in ein anderes Unternehmen, um dort deine Arbeit zu verrichten.
Für die Zeitarbeitskräfte liegt der Nachteil in der finanziellen Unsicherheit. Sie haben kein Recht auf eine Festanstellung nach Ablauf der Zeitarbeit. Wenn es keine Aufträge gibt, gehen Zeitarbeitskräfte außerdem leer aus.
Ja, Zeitarbeitnehmer:innen haben seit dem 01.10.2022 Anspruch auf mindestens den gesetzlichen Mindestlohn.

Hinweis:

Wir machen darauf aufmerksam, dass unser Web-Angebot lediglich dem unverbindlichen Informationszweck dient und keine Rechtsberatung im eigentlichen Sinne darstellt. Der Inhalt dieses Angebots kann und soll eine individuelle und verbindliche Rechtsberatung, die auf deine spezifische Situation eingeht, nicht ersetzen. Insofern verstehen sich alle angebotenen Informationen ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.