Formulierungen im Arbeitszeugnis: Was steht wirklich drin?

Das Arbeitszeugnis ist eines der bedeutendsten Bestandteile einer Bewerbung. Allerdings birgt das Zeugnis einige Tücken: Es gibt Codes bzw. Formulierungen, die wichtige Informationen über Arbeitnehmer:innen enthalten. Außerdem ist es manchmal gar nicht so leicht ein Zeugnis anzufordern. In folgendem Artikel erklären wir dir alles was du über das Arbeitszeugnis wissen musst.

Mann überprüft Arbeitszeugnis
© Freedomz/AdobeStock

In aller Kürze

  • Ein Arbeitszeugnis muss immer wahr und wohlwollend sein.

  • Man unterscheidet zwischen einfachem und qualifiziertem Arbeitszeugnis.

  • Arbeitszeugnisse werden aufmerksam und gründlich gelesen!

  • Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, Fehler zu korrigieren!

Geheimcodes im Arbeitszeugnis – Die Zeugnissprache

Arbeitgeber machen im qualifizierten Arbeitszeugnis häufig Gebrauch von einer bestimmten Zeugnissprache. Mit dieser werden die Leistungen bewertet. Die Bewertung geht hier analog zu den Schulnoten von “sehr gut” bis “ungenügend”:

  • “stets zu unserer vollsten/höchsten Zufriedenheit” = sehr gute Leistung
  • “stets zur vollen Zufriedenheit” = gute Leistung
  • “stets zur Zufriedenheit” = befriedigende Leistung
  • “zur Zufriedenheit” = ausreichende Leistung
  • “stets bemüht zur Zufriedenheit” = mangelhafte bis ungenügende Leistung

Formulierungen mit negativer Botschaft:

  • Sehr knappe Zeugnisse erwecken den Eindruck, dass etwas verborgen werden soll.
  • Mehrdeutige Äußerungen können für die Passivität von Mitarbeiter:innen stehen.
  • Indem Arbeitgeber unwichtige Aufgabenbereiche besonders betonen, können Mitarbeiter:innen abgewertet werden.


  • "Sie hatte stets Verständnis für ihre Arbeit." = Sie leistete keine gute Arbeit.
  • "Die Aufgaben, die wir ihm übertrugen, hat er zu unserer Zufriedenheit erledigt." = Er erledigte nur die Aufgaben, die man ihm gab. Ansonsten war er sehr passiv, durchschnittlich.
  • "Sie arbeitete mit größter Genauigkeit." = Sie war eine langsame und unflexible Erbsenzählerin.

Was darf im Arbeitszeugnis stehen?

Grundsätzlich muss das Arbeitszeugnis in Textform ausgestellt werden (BGB §126b). Die verantwortliche Führungskraft muss handschriftlich unterschreiben. Für eine Online-Bewerbung steht es dir jedoch frei, das Zeugnis einzuscannen. Normalerweise wird das Zeugnis auf dem Briefpapier des Unternehmens ausgestellt, so gewinnt das Dokument an Glaubwürdigkeit. Generell muss ein Arbeitszeugnis wahr und wohlwollend sein.

Junger Mann ist mit seinem Arbeitszeugnis zufrieden
© Daniel Ernst/AdobeStock

Nach §109 der GewO muss das Arbeitszeugnis klar und verständlich formuliert sein. Die Aussage muss aus dem verwendeten Wortlaut hervorgehen. Hinter schönen Formulierungen verbirgt sich oft auch ein negatives Urteil. Hier kann man auf Doppeldeutigkeiten achten, diese beinhalten meist eine negative Geheimbotschaft.

Er verfügt über Fachwissen und gesundes Selbstvertrauen.

Klingt doch ganz nett? Hier die Übersetzung:

Der Mitarbeiter ist arrogant und eingebildet.

Übrigens:

  • Arbeitgeber dürfen das Arbeitszeugnis für den Briefumschlag knicken. Diese Knicke dürfen bei Kopien aber nicht sichtbar sein!
  • Du kannst bis zu 3 Jahre nach dem Arbeitsverhältnis ein Arbeitszeugnis einfordern. Dabei ist es unrelevant, ob es sich um ein Praktikum, einen Werkstudentenjob, eine Trainee-Stelle oder um eine Festanstellung handelt.

So könnte ein qualifiziertes Arbeitszeugnis aussehen:

  • Beschäftigungsdauer
  • Tätigkeitsbeschreibung
  • Leistungsbewertung
  • Bewertung der Arbeitsweise
  • Bewertung der fachlichen Kompetenz
  • Nennung spezieller Fähigkeiten und Kenntnisse
  • Bewertung des Führungsverhaltens
  • Bewertung des sozialen Verhaltens gegenüber Vorgesetzten, Kolleg:innen und Kund:innen
  • (Gründe für das Ausscheiden aus dem Job)


Es gibt hier allerdings keine genau vorgegebene Reihenfolge, das Zeugnis muss aber in jeden Fall sorgfältig sein. Die zukünftige Jobsuche darf für scheidende Arbeitnehmer:innen nicht negativ beeinflusst werden.

Info:

Wenn der Arbeitgeber bestimmte Passagen oder Bewertungen auslässt, könnte das ein Ausdruck von Unzufriedenheit mit der Leistung sein. Auf der anderen Seite wirken betont erwähnte Punkte wie die Pünktlichkeit und das gepflegte Aussehen ebenfalls negativ und gegenteilig.

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Definition Arbeitszeugnis

In einem Arbeitszeugnis dokumentiert und bewertet der Arbeitgeber die Beschäftigung seiner Arbeitnehmer:innen mit Rücksicht auf:

  • Dauer und Art der Beschäftigung
  • Qualifikationen
  • Leistungen
  • Sozialverhalten


Neben dem Lebenslauf ist das Arbeitszeugnis ein wichtiger Nachweis für die Eignung der Bewerbenden, da deren bisherige Leistungen von einem vorherigen Arbeitgeber bewertet wurden. Es entscheidet also mitunter über die zukünftigen Einstellungen in Unternehmen. Du solltest beim Arbeitszeugnis genau hinsehen und auf Qualität achten, damit du deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern kannst.

Einfaches und qualifiziertes Arbeitszeugnis

Unter den Arbeits- und Praktikumszeugnissen gibt es – nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch §630 sowie der Gewerbeordnung (GewO) §109 – zwei Varianten:

  • Das einfache Arbeitszeugnis (kommt einem Tätigkeitsnachweis gleich)
  • Das qualifizierte Arbeitszeugnis (Leistungen und soziale Kompetenz werden zusätzlich bewertet)


Im qualifizierten Arbeitszeugnis wird nicht nur die geleistete Arbeit, sondern auch die Arbeitsweise und das Sozialverhalten der Arbeitnehmer:innen bewertet. Im Vergleich dazu beinhaltet das einfache Zeugnis nur Informationen über den Zeitraum und die Art der Tätigkeit.

Normalerweise werden von Arbeitgebern qualifizierte Arbeitszeugnisse ausgestellt. Solltest du nur ein einfaches Arbeitszeugnis erhalten haben, so kannst du ein qualifiziertes Zeugnis anfordern. Juristisch gesehen liegt es an dir, deinen Arbeitgeber darauf anzusprechen.

Wie komme ich an ein Arbeitszeugnis?

Nach Beendigung einer Beschäftigung hat theoretisch jede:r Arbeitnehmer:in einen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Das gilt nicht nur für Festangestellte in Voll- oder Teilzeit, sondern gleichermaßen für alle weiteren Arbeitsformen wie Minijobs und Praktika. Selbstständige und freie Mitarbeitende haben hingegen keinen Anspruch, können aber um eine Referenz bitten.

Grundsätzlich ist das Unternehmen, in dem du tätig warst, nicht dazu verpflichtet, dir nach deinem Ausstieg ein Arbeitszeugnis automatisch auszustellen. Vielmehr musst du aktiv bei deiner Führungsperson oder der Personalabteilung danach fragen. Wenn du dies nicht tust, verfällt dein Anspruch nach spätestens 3 Jahren.

Wann sollte ich das Zeugnis anfragen?

Es empfiehlt sich, deine Vorgesetzten bereits vor deinem Austritt auf ein einfaches oder qualifiziertes Arbeitszeugnis anzusprechen. Denn: solange du noch Mitarbeiter:in bist, hast du die Chance, den Inhalt des Schreibens mitzugestalten, sodass es deine Bewerbungsmappe perfekt ergänzt. Was nach deinem Austritt passiert, ist voll und ganz deiner ehemaligen Führungskraft überlassen und bringt Konfliktpotenzial mit sich.

Dein Arbeitszeugnis steht dir nicht erst am letzten Arbeitstag zu, sondern – laut Rechtsprechung – unmittelbar nach deiner Kündigung. Ein Arbeitszeugnis in elektronischer Form ist außerdem unzulässig, es muss also in ausgedruckter Form und unversehrt bei deiner Arbeitsstelle zu Abholung bereit liegen.

Worauf Personaler:innen achten – 5 Punkte

Arbeitszeugnisse werden besonders aufmerksam und gründlich gelesen. Denn im ersten Moment liest sich jedes Zeugnis schön. Die wichtigsten Fakten und Bewertung halten sich mit Hilfe der Geheimcodes versteckt. Auf diese Punkte achten die Personalverantwortlichen besonders:

  • Formale Kriterien: Druck auf Firmenpapier, sind Formalitäten eingehalten (Unterschrift, Datum)?
  • Zeugniscodes und Warnungen: Was wird zwischen den Zeilen über die Person verraten, die sich bewirbt?
  • Kompetenzen: Werden die gesuchten Qualifikationen bestätigt?
  • Abgleich: Decken sich die Zeitangaben mit denen im Lebenslauf?
  • Zeitverlauf: Wird die Beurteilung im Laufe der Zeit besser oder schlechter?

Tipp:

Den Schluss zuerst lesen. Personalverantwortliche lesen Arbeitszeugnisse häufig von hinten nach vorn, um einschätzen zu können, ob sich das Weiterlesen lohnt. Denn wenn der Arbeitgeber darin alles Gute für die berufliche und private Zukunft wünscht, entspricht das einer guten bis sehr guten Note eines Arbeitszeugnisses. Wünscht er hingegen Erfolg oder gute Gesundheit kann das für Misserfolge oder häufige Abwesenheit durch Krankheit stehen.
Junge Frau sitzt an ihrer Bewerbung
© Oleksii/AdobeStock

Hilfe! Mein:e Chef:in lügt!

Was tun, wenn die Aufgaben falsch beschrieben sind, die Benotung mangelhaft ist und das Sozialverhalten kritisiert wird?
Wenn das Arbeitszeugnis nicht den Grundsätzen von Wahrheit und Wohlwollen entspricht, kannst du das Zeugnis berichtigen lassen. Der Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, fehlerhafte Zeugnisse zu korrigieren. Wichtig ist, dass du deinem Arbeitgeber genau mitteilen kannst, an welchen Stellen das Zeugnis fehlerhaft ist.

Sollte sich dein:e Chef:in weigern, das Zeugnis zu berichtigen, kannst du mit einem anwaltlichen Schreiben deinem Wunsch Nachdruck verleihen. Dieses Schreiben kündigt dem Arbeitgeber nämlich an, dass mit einem unangenehmen Zeugnisrechtsstreit zu rechnen ist.

Schon gewusst? Eine Nichtausstellung eines Arbeitszeugnisses kann für den Arbeitgeber teuer werden. Denn grundsätzlich ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, seinen Arbeitnehmer:innen ein Arbeitszeugnis auszustellen. Wird kein Zeugnis ausgestellt, kann es für die betroffenen Mitarbeiter:innen zu Absagen auf Stellenbewerbungen kommen. Du kannst Anspruch auf Schadensersatz (nach §109 GewO) gegenüber dem ehemaligen Arbeitgeber erheben.

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Häufige Fragen schnell beantwortet

Im qualifizierten Arbeitszeugnis werden häufig bestimmte Formulierungen verwendet, um die Leistungen der Arbeitnehmer:innen zu bewerten. Hier sind einige Beispiele für sehr gute Bewertungen:

  • "stets zu unserer vollsten/höchsten Zufriedenheit"
  • "hat unsere Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen"
  • "zeichnete sich durch außerordentliche Zuverlässigkeit aus"
  • "war in jeder Situation hochmotiviert und engagiert"
  • "überzeugte durch herausragende Fachkompetenz"
  • "war stets ein Vorbild in puncto Arbeitsmoral und Teamgeist"
Das Arbeitszeugnis muss immer wahr und wohlwollend sein. Es gibt keine spezifischen "verbotenen" Formulierungen, aber es sollte keine negativen oder irreführenden Aussagen enthalten. Es ist wichtig, dass das Zeugnis klar und verständlich formuliert ist.
Ein gutes Arbeitszeugnis enthält positive Formulierungen wie "stets zu unserer vollsten Zufriedenheit". Ein schlechtes Zeugnis könnte mehrdeutige oder vage Formulierungen enthalten, die eigentlich eine negative Botschaft vermitteln. Zum Beispiel könnte "Sie hatte stets Verständnis für ihre Arbeit" bedeuten, dass die Arbeit nicht gut war.
Arbeitgeber verwenden oft eine bestimmte "Zeugnissprache" oder "Geheimcodes", um die Leistungen der Arbeitnehmer:innen zu bewerten. Diese Codes können von "sehr gut" bis "ungenügend" reichen und sind oft mehrdeutig. Zum Beispiel könnte die Formulierung "Er verfügt über Fachwissen und gesundes Selbstvertrauen" bedeuten, dass der Mitarbeiter arrogant und eingebildet ist.

Hinweis:

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