Elternzeit für Väter

Wenn ein Baby unterwegs ist, stellen sich Eltern die Frage: Wer nimmt wie lange Elternzeit und wer kümmert sich wann um den Nachwuchs? Väter können in Deutschland ebenso wie Mütter Elternzeit nehmen. Trotzdem nehmen bisher nur wenige dieses Recht in Anspruch oder beschränken sich auf zwei “Vätermonate”. Hier erklären wir dir, welche Möglichkeiten es außerdem noch gibt und was du als Vater beachten musst, wenn du in Elternzeit gehen möchtest.

Ein Vater hat sein Baby auf dem Schoß und liest ihm ein Bilderbuch vor
©Picsea/Unsplash

In aller Kürze:

  • Väter haben den gleichen Anspruch auf Elternzeit wie Mütter.
  • Dein Arbeitgeber darf die Elternzeit nicht ablehnen, wenn du die Frist von 7 Wochen einhältst.
  • Die meisten Väter befürchten durch eine längere Elternzeit finanzielle oder berufliche Konsequenzen.
  • Eine lange Elternzeit für Väter hat viele Vorteile z.B. Bindung zum Kind und Stärkung sozialer Kompetenzen.

Wann und wie lange kann ein Vater Elternzeit nehmen?

Für Väter gelten grundsätzlich die gleichen Regeln wie für Mütter: Pro Kind stehen dir bis zu 3 Jahre Elternzeit zu. Du kannst selbst entscheiden, ob deine Elternzeit mit dem Tag der Geburt des Kindes oder auch erst später beginnt. Außerdem kannst du sie am Stück nehmen oder in mehrere Zeitabschnitte aufteilen. Du und deine Partnerin können gleichzeitig Elternzeit nehmen oder auch abwechselnd.
Bist du nicht mit der Mutter verheiratet, benötigst du für ein leibliches Kind eine Vaterschaftsanerkennung um Elternzeit nehmen zu können.
Bist du nicht der leibliche Vater, besteht trotzdem Anspruch auf Elternzeit, wenn es sich um ein Adoptiv- oder Pflegekind handelt. Das gilt ebenso für gleichgeschlechtliche Paare.

Schon gewusst?

Mutterschutz ist nicht Elternzeit

Der Mutterschutz bzw. die Mutterschutzfrist betrifft den Zeitraum 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt, in dem die Mutter des Kindes von der Arbeit befreit ist. Die Elternzeit kann ganz unabhängig davon von beiden Elternteilen genommen werden. Bei Müttern wird jedoch die Mutterschutzfrist in die Elternzeit mit eingerechnet.

Anspruch auf Elterngeld

Warum nehmen dann nicht alle Mütter und Väter 3 Jahre Elternzeit? Der Grund ist meistens das liebe Geld. Elterngeld gibt es nämlich nur maximal 14 Monate nach Geburt des Kindes. Ein Elternteil kann allein bis zu 12 Monate Elterngeld beziehen. Nehmen beide Eltern eine Auszeit vom Job, erhöht sich der Anspruch um 2 Monate, die sogenannten “Partnermonate”. Weil viele Familien sich für eine Aufteilung entscheiden, bei der die Mutter 12 Monate und der Vater 2 Monate Elternzeit mit Elterngeldbezug nimmt, werden diese umgangssprachlich auch oft “Vätermonate” genannt. Das ist aber irreführend, da die 14 Monate beliebig auf Vater und Mutter aufgeteilt werden können.
Beim Elterngeld Plus lässt sich der Zeitraum des Bezugs noch einmal verdoppeln, allerdings halbiert sich dann das ausgezahlte Elterngeld pro Monat. Die Leistung ist insgesamt also dieselbe.
Väter erhalten übrigens volles Elterngeld ab Geburt, während bei der Mutter das Mutterschutzgeld der ersten beiden Monate angerechnet wird.

Illustration: Eltern mit Kinderwagen, ein Antrag und Geldscheine

Teilzeit in Elternzeit arbeiten

Während deiner Elternzeit musst du nicht komplett zu Hause bleiben, es ist auch möglich die Arbeitszeit zu reduzieren. Du kannst während der Elternzeit bis zu 32 Std/ Woche arbeiten. Der Stundenumfang wird zusammen mit dem Antrag auf Elternzeit mit dem Arbeitgeber vereinbart. Nach Ende der Elternzeit kehrst du zu deiner vollen Stundenzahl zurück, ohne eine erneute Genehmigung vom Unternehmen. Mehr über Teilzeit in Elternzeit.

Elternzeit beantragen: Das sind deine Rechte

Die Elternzeit beantragst du bei deinem Unternehmen. Die Frist dafür beträgt 7 Wochen vor Antritt der geplanten Elternzeit. Hältst du diese ein, darf der Arbeitgeber deinen Antrag nicht ablehnen. Das schreibt das Elterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) so vor. Wichtig: Du musst dich in deinem Antrag verbindlich festlegen, für welche Zeiträume innerhalb der ersten beiden Lebensjahre deines Kindes du in Elternzeit gehen willst. Dies lässt sich hinterher nicht mehr ohne Zustimmung des Unternehmens ändern.
Außerdem ist im BEEG festgelegt, dass dein Unternehmen dir in deiner Elternzeit nicht kündigen darf und du nach deiner Rückkehr das Recht auf eine gleichwertige Stelle hast.
Wenn du noch Resturlaub hast, verfällt dieser nicht, sondern du darfst ihn nach der Elternzeit noch nehmen. Für die Monate, die du in Elternzeit bist, hast du jedoch keinen Urlaubsanspruch, die entsprechende Anzahl Tage wird dir also vom Jahresurlaub abgezogen.

Warum nehmen Väter so wenig Elternzeit?

Ein Blick in die aktuelle Statistik verrät: Der Anteil der Väter in Elternzeit wächst. Im Jahr 2020 waren laut dem Statistischen Bundesamt 25 % der Eltern, die Elterngeld bezogen haben, Väter. 2015 waren es noch 21 %.
Entscheidend ist aber auch die Dauer der Elternzeit: Denn während Frauen durchschnittlich 14,5 Monate Elterngeld bezogen haben, waren es bei den Männern nur 3,7 Monate. Eine gleichmäßige Aufteilung der Kinderbetreuung ist somit noch sehr weit entfernt.

Diagramm: Anteil der Väter und Mütter mit Elterngeldbezug, Dauer der Elternzeit

Was sind die Gründe dafür? Bereits 2019 gab es dazu eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft. Darin sagt die Mehrheit der Väter (51 %), dass sie aus finanziellen Gründen keine oder nur kurz Elternzeit nehmen (Quelle: DIW). Viele Familien können es sich also einfach nicht leisten, längere Zeit auf das volle Gehalt des Vaters zu verzichten. Ursache dafür ist wiederum die ungleiche Verteilung des Erwerbseinkommens zwischen Männern und Frauen auch schon vor der Geburt des ersten Kindes - und durch Teilzeitarbeit spätestens beim zweiten oder dritten Kind.

Ein weiterer häufig genannter Grund ist die Angst vor beruflichen Konsequenzen (20%). Gerade dadurch, dass eine längere Elternzeit bei Vätern noch nicht der Normalfall ist, tun sich viele Betriebe offenbar schwer damit zu akzeptieren, wenn ein Vater zugunsten seiner Familie beruflich kürzer treten will. Für Familien, die auf das Gehalt des Vaters angewiesen sind, kann das ein hohes Risiko sein. Aber ist das wirklich so?

Schadet die Elternzeit der Karriere?

Diese Annahme bestätigt eine Studie, die 2020 vom Karrierenetzwerk Linkedin gemeinsam mit YouGov durchgeführt wurde. 46 % der Frauen, aber nur 36 % der Männer gaben darin an, ihr Arbeitgeber stünde einer längeren Elternzeit offen gegenüber. Von den Frauen befürchteten außerdem sogar 58 % keine negativen Auswirkungen der Elternzeit auf ihre Karriere, bei den Männern waren nur 45 % so optimistisch. Das ist eigentlich verwunderlich, schließlich sind Mütter auf dem Arbeitsmarkt gegenüber Männern, ob Vater oder nicht, aufgrund von Elternzeiten eher benachteiligt.

Für Männer dagegen scheint zumindest bei der Jobsuche die Elternzeit kein negativer Faktor im Lebenslauf zu sein, wie ein Experiment der Soziologin Lena Hipp von 2018 zeigt. Sie schickte fiktive Bewerbungen von Männern und Frauen gleicher Qualifikation an verschiedene Unternehmen. Einzig die Dauer der Elternzeit war mal mit 2 Monaten, mal mit 12 Monaten angegeben. Bei den Männern wurden sowohl die Kandidaten mit kurzer als auch langer Elternzeit gleichermaßen zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.
Bei den Frauen erhielten interessanterweise diejenigen Bewerbungen mit kurzer Elternzeit deutlich weniger Einladungen zum Gespräch. Dieses Ergebnis untermauert die gesellschaftliche Erwartung an Frauen, sich um die Familie zu kümmern. Auch diese ist natürlich ein Grund, warum Väter nicht so lange Elternzeit nehmen. Sowohl Frauen mit Karrierewunsch als auch Männer, die lieber mehr Zeit für ihre Familie hätten, stoßen dadurch auf Widerstände. (Quelle: “Rabenmütter, tolle Väter” Prof. Dr. Lena Hipp)

Das spricht für die (längere) Elternzeit für Väter

Für die Familie und das Zusammenleben hat es jedoch enorme Vorteile, wenn beide Elternteile sich gleichermaßen um den Nachwuchs kümmern. Darum ist eine längere Elternzeit auf für Väter eine gute Idee:

  • Gerade die erste gemeinsame Zeit mit dem Nachwuchs ist sehr wichtig für die Bindung zwischen Eltern und Kindern. Diese legt einen Grundstein für das Vertrauen deines Kindes zu dir.
  • Das erste Lächeln, der erste Zahn, das erste Wort: Du bist bei wichtigen Entwicklungsschritten deines Kindes dabei.
  • Du und deiner Partnerin seid von Anfang an ein Team und teilt euch die Familienarbeit. Ihr findet gemeinsam in den neuen Alltag, könnt euch gegenseitig entlasten und meistert diesen leichter. Dadurch vermeidet ihr in eine feste Rollenverteilung zu rutschen, die später schwer umkehrbar ist.
Vater und Baby schauen sich an und lächeln
©EVERST/AdobeStock

So überzeugst du deinen Arbeitgeber

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Je öfter wir einer Sache begegnen, desto normaler und positiver erscheint sie uns (sog. “mere exposure effect”). Für Väter bedeutet das: Je mehr männliche Kollegen im Betrieb schon Elternzeit genommen haben, desto leichter wird es für die Folgenden. Im ersten Schritt gilt es, den Arbeitgeber zu überzeugen, dass Elternzeit für einen Vater eine gute Idee ist und sogar positive Auswirkungen auf das Unternehmen hat.

  • Gehe nicht erst am letzten Tag der Frist, sondern möglichst frühzeitig auf deinen Arbeitgeber zu. Informiere ihn über dein Vorhaben und mach dir vorher auch Gedanken darüber, wie z.B. eine Vertretung während deiner Abwesenheit aussehen könnte, wie du deine Aufgaben übergeben kannst und wie es nach deiner Elternzeit weitergehen könnte. So erleichterst du deinem Unternehmen die Planung und hinterlässt einen positiven und gut organisierten Eindruck.
  • Eine Auszeit vom Beruf zeigt, dass du in verschiedenen Bereichen Verantwortung übernehmen kannst. Die sogenannte “Babypause” hat mit Pause eher wenig zu tun, sondern ist im Gegenteil eine sehr anstrengende Phase, erfordert Flexibilität, Belastbarkeit und Ausdauer - Soft Skills, die dir auch im Job helfen.
  • Gab es bereits Kollegen, die eine längere Elternzeit genommen haben oder aus anderen Gründen gefehlt haben? Positivbeispiele können dir weiterhelfen, denn oft besteht der Widerstand nur in den Köpfen. In den meisten Fällen hat eine Auszeit von einigen Monaten keine negativen Auswirkungen auf den Erfolg des Betriebes und somit auch nicht auf die Karriere der betreffenden Mitarbeiter.

Erfahrungsberichte

Das haben unsere Kollegen von meinestadt.de erlebt

meinestadt.de Illustration Erfahrungsberichte

Einige unserer Kollegen bei meinestadt.de haben ebenfalls Elternzeit genommen. Hier erzählen sie euch, wie es ihnen und ihren Kindern ergangen ist.

"Mit der Geburt unseres Sohnes Jonas ist meine Frau für ein Jahr in Elternzeit gegangen. Da ich gerade die ersten Wochen mit meinem Sohn nicht verpassen wollte, bin auch ich direkt 4 Wochen in Elternzeit gegangen. Eine Zeit, die ich nie vermissen möchte.

Zum Ende der Elternzeit meiner Frau bin ich ein weiteres Mal für 4 Wochen in Elternzeit gegangen, damit wir noch einmal gemeinsam eine lange Europa-Tour mit unserem Camper in Angriff nehmen konnten, bevor der Arbeitsalltag uns wieder hat. Dank Corona wurde aus Europa das Siebengebirge und die Eifel, aber auch diese Zeit war wunderbar.

Ein drittes Mal habe ich dann zur Eingewöhnung in die Kita Elternzeit genommen und meinen Sohn die ersten 4 Wochen in einer für ihn spannenden neuen Zeit begleitet, während meine Frau ihren Job nun fast wieder Vollzeit nachgehen konnte. Eine weitere Elternzeit vor Beginn der Schulzeit für eine gemeinsame Fernreise steht schon so gut wie fest. "

André mit Sohn Jonas

"Als unsere Tochter Emma geboren wurde, ging ich einen Monat in Elternzeit. Mir war es wichtig, in der Zeit der größten Umstellung direkt mit dabei zu sein und meine Freundin zu unterstützen.

Die Nächte waren kurz und die Unsicherheit bei allen sehr groß. Umso nützlicher war es, dass ich in dieser Zeit ganz nah bei meiner Familie war. Die ersten beiden Wochen waren unerwartet ruhig – Emma schlief, außer bei Hunger, den ganzen Tag. Also war es meine Hauptaufgabe den Haushalt zu schmeißen und Besorgungen zu machen. Bei jedem fremd wirkenden Verhalten musste ich erst mal googeln, ob das normal ist: Wie viel schlafen Babys eigentlich? Warum macht unser Baby komische Geräusche?

Rückblickend kann ich mir nicht vorstellen, nach der Geburt nicht zu Hause zu sein. Dafür war es ein zu einschneidendes Erlebnis und eine insgesamt schöne Zeit, an die ich mich gerne zurück erinnere. "

Joel mit Tochter Emma

"Ich bin zur Geburt unseres ersten Sohnes einen Monat in Elternzeit gegangen. Leider stellte sich schnell heraus, dass Karl länger stationär aufgenommen werden musste. Dadurch haben wir zu Beginn viel Zeit verloren. Nach 10 Tagen durften wir endlich alle heim.

Die ersten Wochen zu Hause waren sehr aufregend, aber auch nicht einfach. Karls Gewichtszunahme entwickelte sich zunächst leider nicht zufriedenstellend. Auf Empfehlung von Hebamme und Kinderärztin boten wir ihm in den ersten drei Wochen alle zwei Stunden etwas zu trinken an – auch nachts. Es dauerte eine Weile bis sich das Gewicht dann ausreichend entwickelte.

Der Monat verging sehr, sehr schnell. Es war damals sehr schön bei jedem kleinen Entwicklungsschritt dabei sein zu können. Das hat mir schon sehr gefehlt, als die Elternzeit vorbei war und ich wieder ins Büro musste.

Meine 2. Elternzeit habe ich im 10. Monat genommen. Wir haben die Zeit u.a. dafür genutzt erstmals gemeinsam zu verreisen. Leider lag Karl die meiste Zeit in Lissabon flach und wir mussten uns aufteilen, um zumindest die Stadt dann im Alleingang erkunden zu können. Rückblickend betrachtet, war die Urlaubswoche und die anschließende Zeit zu Hause für unsere Vater-Sohn-Bindung total wichtig. Von da an, wurde zwischen Mama und Papa nicht mehr groß unterschieden. :-) "

Martin mit Sohn Karl

*Einige Namen wurden von der Redaktion geändert.

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