Demenz: So gehen Angehörige am besten damit um

Demenz stellt Familien vor eine ungewohnte, vor allem emotional beladene Herausforderung. Um mit Betroffenen umgehen zu können, ist es sinnvoll und nötig, gemeinsam mit Ärzten und dem sozialen Umfeld der Person einen Plan zu erarbeiten, um allen Beteiligten den Alltag zu erleichtern. Erfahre hier, wie du dabei in der Position der Betreuerin oder des Betreuers am klügsten vorgehst.

Senior-Rollstuhlfahrer mit Betreuerin im Park
© FredFroese/iStock

In aller Kürze:

  • Demenz: Abnahme der geistigen Fähigkeiten einer Person
  • Familien sollten sich in Geduld und Verständnis üben
  • Ständiger Kontakt und ein sicheres Wohnumfeld helfen
  • Eine professionelle Betreuung sollte in Betracht gezogen werden


Demenz: Ursachen und Symptome

Demenz ist keine spezifische Erkrankung. Vielmehr beschreibt der Begriff eine Vielzahl an Symptomen, die bei Menschen im höheren Alter mit der Abnahme der geistigen Fähigkeit zusammenhängen oder Folgeerscheinung einer Krankheit sind. Ihnen liegt eine Schädigung von Gehirnzellen zugrunde. Häufig geht Demenz mit einem Gedächtnisverlust oder einer eingeschränkten Denkfähigkeit einher, die die Betroffenen beim eigenständigen Meistern des Alltags belasten. In den meisten Fällen ist eine Alzheimer-Erkrankung oder ein Schlaganfall der auslösende Faktor dafür.

Neben dem Gedächtnisverlust können bei den Betroffenen weitere geistige Hauptfunktionen beeinträchtigt sein. Dazu gehören:

  • die visuelle Wahrnehmung
  • das Urteilsvermögen
  • logisches Denken
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Kommunikation und Sprache
  • zeitliche und örtliche Orientierung

Je nach Stadium der Erkrankung können Angehörige spezifische Veränderungen im Sozialverhalten der Demenzkranken beobachten, zum Beispiel in Form von unverhältnismäßigen emotionalen Reaktionen oder zuvor nie aufgetretenen Persönlichkeitsmerkmalen. Häufig kommt es dabei vor, dass die Demenz sich zu Beginn langsam in den Alltag einschleicht, der Zustand der betroffenen Person sich dann kontinuierlich verschlechtert.

Eine alte und eine junge Hand halten einander
© Olga Yastremska/123RF

Tipps für Angehörige

Für alle Beteiligten ist die Situation meist äußerst belastend und mit Angst und Sorge verbunden. Wenn die Betroffenen in wachen Momenten in der Lage sind, ihren geistigen Abbau selbst zu erkennen, empfinden sie häufig Schamgefühle oder neigen zu depressiven Verstimmungen, denen die Familienmitglieder wiederum hilflos gegenüberstehen. Ein Heilmittel gibt es für Demenz leider noch nicht – vielmehr liegt es an den Angehörigen zu lernen, mit der erkrankten Person umzugehen, frühe Anzeichen zu erkennen und – auch wenn es häufig nicht leicht fällt – so einfühlsam und geduldig wie nur möglich zu bleiben. Zwar können die Symptome mit Alzheimer-Medikamenten oder therapeutischen Maßnahmen zeitweise gelindert werden, ihr Fortschreiten ist jedoch unaufhaltsam.

Wenn ein Arzt oder eine Ärztin durch eine sorgfältige Anamnese eine Demenz festgestellt hat, solltest du als Familienmitglied schnellstmöglich handeln. Nun gilt es, die Rahmenbedingung für die betroffene Person so komfortabel und risikolos wie möglich zu gestalten. Dabei helfen dir die folgenden Tipps für den Umgang mit dementen Menschen.


1. Umfassend über das Krankheitsbild informieren

Um das Verhalten der dementen Person nachvollziehen zu können und veränderte oder verschlimmerte Symptome zu erkennen, solltest du dich umfassend in das Thema einlesen oder dir ärztlichen oder therapeutischen Rat einholen.


2. Für einen geregelten Tagesablauf sorgen

Für die Betroffenen ist es wichtig, sich an Ritualen zu orientieren und ein Gefühl von Struktur und Alltag zu bekommen. Dabei ist es ratsam, den Tagesablauf immer gleich oder wenigstens ähnlich zu gestalten, damit es nicht zu Überforderung kommt.


3. Gewohnheiten der Betroffenen beibehalten

Solange es funktioniert, sollte Demenz-Patienten die Möglichkeit gegeben werden, weiterhin an ihren Gewohnheiten und Hobbys festzuhalten. Es hilft ihnen, Freunde und Familie treffen zu können und mit anderen Menschen zu kommunizieren, gemeinsam zu kochen oder spazieren zu gehen. Das schafft Vertrauen und bekämpft Gefühle der Vereinsamung und Isolation. Falls der oder die Angehörige allerdings dazu neigt, die Wohnung unbeaufsichtigt zu verlassen, gibt ein Armband mit Name und Adresse zusätzlich Sicherheit.


4. Streit vermeiden, gelassen bleiben

Als Angehörige bist du oftmals den Stimmungsschwankungen und Wutausbrüchen der oder des Betroffenen ausgesetzt. Jetzt heißt es: Ruhe bewahren und das Verhalten nicht allzu persönlich nehmen. Denk daran, dass unnötige Wortgefechte die Stimmung nur verschlechtern und suche gegebenenfalls nach einer seichten Ablenkung, die deeskalierend wirkt.


5. So deutlich wie möglich kommunizieren

Demenz zeichnet sich häufig durch Verständnisschwierigkeiten aus. Gewöhne es dir an, mit dem betroffenen Familienmitglied deutlich und in kurzen Sätzen zu sprechen, ohne dabei affektiert zu wirken. Setze sie oder ihn nicht unter Druck und erwarte nicht eine sofortige Reaktion auf deine Aussage oder Frage.


6. Ein übersichtliches Umfeld schaffen

Aufgrund möglicher Orientierungsschwierigkeiten sollte das häusliche Umfeld von Demenz-Patienten so ausgestattet sein, dass sie sich in den eigenen vier Wänden zurechtfinden. Große Uhren, ein Kalender mit dem aktuellen Datum oder Hinweisschilder können helfen. Außerdem sollten alle Räume ausreichend beleuchtet, Stolperfallen beseitigt und Elektrogeräte gut gesichert sein. Potenziell gefährliche Gegenstände wie Scheren oder Küchenmesser sollten gegebenenfalls außer Reichweite liegen.


7. In Kontakt bleiben und gemeinsame Erinnerungen teilen

Demenz schädigt lediglich das Kurzzeitgedächtnis. Das Langzeitgedächtnis bleibt meistens intakt. Wenn du mit einer dementen Person über schöne Ereignisse der Vergangenheit sprichst und ihr gemeinsam alte Fotos anschaut, löst das positive Emotionen aus. Kommuniziert so häufig wie möglich miteinander, entweder persönlich oder am Telefon. Liebevolle Gesten, Umarmungen und Worte geben den Betroffenen das Gefühl, nicht ausgeschlossen zu sein und geschätzt zu werden.


8. Denk an deine eigene Gesundheit!

Sich um ein dementes Familienmitglied kümmern zu wollen, ist lobenswert und verantwortungsvoll. Bedenke aber, dass demente Patienten selbst für Fachpersonal eine riesen Herausforderung sind und oftmals eine professionelle Pflege benötigen. Auch wenn du helfen möchtest, musst du auf deine eigene mentale und körperliche Gesundheit achten, dir Auszeiten nehmen und Energie tanken, um dein eigenes Leben regeln zu können. Wende dich dafür an Pflege- und Beratungsstellen, sprich mit Freunden über belastende Themen und versuche nicht, die gesamte Betreuung zu meistern. Du bist nicht allein!

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